"Reflexionen in rassismuskritischer Forschung": Ein Workshopbericht mit Prof.in Annita Kalpaka
Am 22. & 23.07. haben die Mitarbeiter:innen des Forschungsprojekts an dem Workshop „Reflexionen in rassismuskritischer Forschung“ gemeinsam mit weiteren Mitarbeiter:innen der AG 10 teilgenommen. Der Workshop wurde von Prof.in Annita Kalpaka geleitet und sollte einen Raum geben, über die eigene Rolle als Forscher:in zu reflektieren, Gedanken und Gefühlen Raum zu geben, die ansonsten wenig Raum bekommen und einen Rahmen zu bieten, in dem auch Unsicherheiten und Ungewissheiten zum Thema werden können.
Der Workshop stellte dabei ein Innehalten vom sonstigen Forschungsalltag dar. Themen wie Verwertbarkeitslogiken und -regime, der Unterschied zwischen Reflexion und Analysearbeit und insbesondere Spannungsverhältnisse in der Rassismusforschung wurden in dem Workshop zum Thema. Der Workshop bot uns dabei die Möglichkeit, uns abseits des stressigen Forschungsalltags mit Gefühlen, Schwierigkeiten und Herausforderungen in der Forschung auseinanderzusetzen und diesen Raum zu geben. Dabei wurde es uns möglich, anhand von Fallarbeit einzelne Forschungssituationen zu reflektieren und anhand dieser allgemeine Spannungsverhältnisse und Dilemmata von Forschung sichtbar zu machen.
Vverschiedenes wurde in dem Rahmen möglich: Es wurde nicht nur über Reflexion gesprochen, vielmehr wurde Reflexion konkret im Rahmen von Fallarbeit eingeübt und erprobt. Darüber konnten wir uns daran annähern, was eine rassismuskritische Reflexivität in Forschung bedeuten kann. Diese Reflexion basierte u.a. darauf, das Handeln der Forscher:in sowie auch der in der Forschung partizipierenden Akteur:innen zu ergründen. Wichtig dabei ist es zwischen Gründen des Handelns (die einem selbst nicht (immer) klar sind) und Intentionen zu unterscheiden, wie Kalpaka im Workshop betonte. Ersteres ließe sich ergründen, letzteres wäre nur im Rahmen von Spekulationen möglich. Der Typus Fallarbeit war dabei die Methode, die uns dabei geholfen hat, das in einer Form des regelgeleiteten Tuns zu tun. Wir konnten also die Fragen bearbeiten: Was können wir unter ‚Reflexion‘ verstehen? Übung von Reflexion im kollaborativen Sinne mit Kolleginnen aus anderen Forschungsprojekten haben uns dabei geholfen, den Fragen nachzugehen, welche Grenzen (in-)akzeptabel sind, wie wir die Normativitäten, die wir in unserem Tun (voraus-)setzen dekonstruieren.
Die allgemeinen Spannungsverhältnisse haben dabei etwa die Ebene von unterschiedlichen Machtasymmetrien in Forschung, Vorannahmen und Vorwissen, die Rolle als Forscher:in und die verschiedenen Ebenen ( etwa in den Erhebungssituationen, in den Absprachen mit den Interviewpartner:innen also auf methodologischer, methodischer und interpersoneller Ebene) im Forschungsprozess. Zusätzlich zu diesen Spannungsverhältnissen haben wir uns mit der paradoxen Frage auseinandergesetzt, was wir wie im Kontext der Fallarbeit ausgeblendet haben. Paradox daran ist der Umstand, das Ausgeblendete (was im Kontext der Fallarbeit nun einmal ausgeblendet wurde) reflexiv einzuholen und greifbar zu machen.